Projekte des Vereins
- Instandsetzung und Rückführung von historischen Grabmalen auf den Heidelberger Friedhöfen
- 2021 - Instandsetzung eines Rastplatz-Ensembles auf dem Bergfriedhof
- 2020 - Instandsetzung des Grabdenkmals der Pianistin Hedwig Marx-Kirsch
- 2019 - Instandsetzung von 5 Grabdenkmalen a. d. Heidelberger Bergfriedhof
- 2018 - Rückführung des Grabdenkmals auf das Grab von H. E. G. Paulus
- 2017 - Instandsetzung von 18 Grabdenkmalen a. d. Heidelberger Bergfriedhof
- 2016 - Abschließende Arbeiten am Grabdenkmal a. d. Neuenheimer Friedhof
- 2015 - Instandsetzung des Grabdenkmals der Familie Schröder a. d. Neuenheimer Friedhof
- 2014 - Instandsetzung von drei Liegesteinen vom ehemaligen St. Annafriedhof
- 2013 - Rückführung des Grabdenkmals auf das Grab von F. C. Schlosser
- 2012 - Instandsetzung des Grabdenkmals von A. F. J. Thibaut
- 2011 - Rückführung des Grabdenkmals auf das Grab von A. F. J. Thibaut
- 2010 - Instandsetzung des Grabdenkmals der Künstlerfamilie Schäfer
- 2009 - Instandsetzung des Grabdenkmals des Astronomen F. F. E. Brünnow
- 2008 - Instandsetzung des Grabdenkmals des Chemikers Theodor Curtius
- Blick in die Projekt-Zukunft: Eine besondere Friedhofsanlage braucht eine besondere Orientierungshilfe für die Besucher
Instandsetzung und Rückführung von historischen Grabmalen auf den Heidelberger Friedhöfen
Dank der Mitgliedsbeiträge, der Spendengelder und den großzügigen Spenden der ausführenden Bildhauerwerkstätten konnte der Verein VIA MONUMENTUM – Denkmalpflege Heidelberger Friedhöfe e. V. in den vergangenen Jahren, in Absprache und mit Unterstützung der Friedhofsverwaltung der Stadt Heidelberg, die Instandsetzung oder die Rückführung von Grabdenkmalen in Auftrag geben.
2021 - Instandsetzung eines Rastplatz-Ensembles auf dem Bergfriedhof
In diesem Jahr hat der Verein die Instandsetzung eines Grabmals in Form einer großen, reich verzierten Urne aus Sandstein in Auftrag gegeben und finanziert. Sie stand auf der Grabstätte von Georg Christian Ebert (1852-1919) und Christine Ebert (1848-1924). Die Eheleute wohnten in Handschuhsheim und betrieben dort eine Schuhfabrik. Ihre Grabstätte auf dem Bergfriedhof wird 1960 aufgelöst, das Grabmal an seinen jetzigen Platz versetzt.
Die repräsentative Urne wird von zwei Parkbänken flankiert. Deren verwittertes Holz wurde von Mitarbeitern der Friedhofsverwaltung ausgetauscht. So wurde ein weiteres Mal gemeinsam ein Projekt umgesetzt, das ein Stück Friedhofsgestaltung früherer Zeit bewahrt.
Das einst vorgegebene Konzept des naturnahen Gottesackers wird bis heute fortgeführt. Zahlreiche Bänke laden bei einem Spaziergang über den Heidelberger Bergfriedhof zur Rast ein, während über 100 Jahre alte Bäume und verschlungene Pfade an dessen Wegesrand Gräber vereint mit der vielfältigen Pflanzen- und Tierwelt vom Leben und der Vergänglichkeit künden. Auch das Ensemble mit der Steinurne soll zum Verweilen einladen.
Das hier beschriebene Ensemble findet man wenn man sich nach dem Betreten des Bergfriedhof durch den Haupteingang in der Rohrbacher Straße nach links wendet. Nach etwa 100 Meter ist es auf der linken Seite zu sehen.
2020 - Instandsetzung des Grabdenkmals der Pianistin Hedwig Marx-Kirsch
Am Abend des 27. Juli 2019 zog eine Gewitterfront mit Starkregen und heftigen Windböen über Heidelberg und verursachte auf dem Bergfriedhof viele Schäden. Zwei 4-stellige historische Grabanlagen wurden von einem umgestürzten Baum getroffen, die Grabdenkmale zerschlagen. Eine der Grabstätten befindet sich in privater Hand. Der Familie obliegt die Instandsetzung der Grabanlage. Die zweite Grabanlage ist in städtischer Hand, hier ist die Kommune zuständig. Da der Baum gesund war und so der Kommune kein Verschulden angelastet werden kann, greift die abgeschlossene Haftpflichtversicherung nicht. Es handelt sich hier um den Tatbestand der höheren Gewalt, Ersatzansprüche können nicht geltend gemacht werden. Die Betroffenen müssen in einem solchen Fall den Schaden selbst tragen.
Die Krone das Baumes beschädigte 25 Meter südlich ein weiteres historisches Grabdenkmal, das sich in städtischer Hand befindet. Es handelt sich um die letzte Ruhestätte der hochgeachteten Pianistin Hedwig Marx-Kirsch (1884-1920).
Die Instandsetzung des Grabdenkmals hat, vom Verein finanziert, die Firma Walter Girmann übernommen. Der Verein ist wieder mit einem sehr günstigen Angebot unterstützt worden. Im Vorfeld haben, in bewährter Teamarbeit, Mitarbeiter der Friedhofsverwaltung das Denkmal eingerüstet.
Die Pianistin Hedwig Marx-Kirsch (1884 – 1920)
Hedwig Marx-Kirsch wird am 7. Mai 1884 in Karlsruhe geboren. Ihr Vater, ein Kantor, erkennt ihr Talent und fördert sie. Bereits mit zehn Jahren spielt sie Werke bekannter Meister und besucht bald das Karlsruher Konservatorium. Zu ihrer weiteren Ausbildung geht sie nach Berlin und erhält 1900 ein Stipendium der Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Stiftung, eine besondere Würdigung ihrer Leistung. Schon früh zur Großherzoglich Hessischen Kammervirtuosin ernannt, hat sie zahlreich Auftritte, unter anderen mit den Berliner Philharmonikern. Hedwig Marx-Kirsch stirbt am 14. Juni 1920 mit nur 36 Jahre an den Folgen einer Operation. Die Urne wird auf dem Heidelberger Bergfriedhof beigesetzt.
Das Denkmal schuf, seinerzeit in der Grabakte vermerkt, der in den 20er Jahren erfolgreichste Bildhauer Deutschlands, Georg Kolbe (1877-1947). In seinem Berliner Atelier war er auch als Porträtist tätig. Betrachtet man die Frauengestalt, auf einem gerne als Sarkophag gedeuteten Unterbau liegend, gleicht sie den überlieferten Bildnissen der Verstorbenen.
- Bereich Litera O 260-266, Grabstätte Hedwig Marx-Kirsch. Heute rechts „Gemeinschaftsgrabstätte zu früh geborener Kinder“.
Hedwig Marx-Kirschs Ehemann, der Mannheimer Bankier und Hofrat Hermann Marx (1868-1937), stellt der Universität Heidelberg Kapital in 7-stelliger Höhe für die Errichtung einer Stiftung zur Verfügung, die den Namen “Hedwig Marx-Kirsch“ erhält. Bis heute kommen die Erträge dem Musikwissenschaftlichen Seminar zugute. Auch die umfangreiche Musikbibliothek der Pianistin erhält das Seminar als Grundstock.
Die letzte Ruhestätte Hedwig Marx-Kirschs umfasste einst 80 qm. Ein Rasenplatz, der auf drei Seiten von einem Zypressenhain umgeben ist. Wegen „ungepflegt“ folgt 1943 der „Einzug“, die Grabstellen werden ab 1944 neu vergeben. Das Grabdenkmal belässt man an seinem Platz.
2019 - Instandsetzung von 5 Grabdenkmalen a. d. Heidelberger Bergfriedhof
2019 entsprachen zehn historische Grabanlagen, die sich in städtischer Hand befinden, nicht mehr den Bestimmungen der Verkehrssicherheit. Die Instandsetzung von fünf Grabanlagen hat der Verein, in Absprache mit der Friedhofsverwaltung, bei der Firma Girmann in Auftrag gegeben. Herr Girmann hat den Verein mit einem sehr günstigen Angebot unterstützt.
In Zusammenarbeit mit dem Verein sind mittlerweile rund 350 Grabanlagen zusätzlich in die Liste “erhaltenswerte Grabanlagen” aufgenommen worden. Es obliegt der Friedhofsverwaltung, diese zu unterhalten – der Verein hilft dabei nach Kräften.
Auch die Grabstätte der Familie von Graimberg musste instandgesetzt werden
1810 lässt sich Charles de Graimberg (1774-1864) in Heidelberg nieder. Als Künstler begeistert ihn das malerisch gelegene Städtchen mit der Schlossruine. Damals diente die Schlossruine als “Steinbruch”. Es ist ihm zu verdanken, dass dem Einhalt geboten wurde. Durch seine Aktivitäten als Denkmalschützer ist das Schloss erhalten geblieben, heute weltweit bekannt als Wahrzeichen Heidelbergs. Auch als Kunst- u. Antikensammler war er tätig, ein Großteil der Objekte bilden den Grundstock des Kurpfälzischen Museums. Karl Graf von Graimberg stirbt am 10.11.1864 und wird in der neu erworbenen Grabstätte beigesetzt.
Für viele weitere Familienmitglieder ist es die letzte Ruhestätte und auch vor der Eröffnung des Bergfriedhofs Verstorbene werden hierher umgebettet.
Maria Gräfin von Graimberg-Belleau (1879-1965), die Enkelin des “Retters des Heidelberger Schlosses” wird als letztes Familienmitglied in der Grabanlage beigesetzt. Ihre Lebensaufgabe sah sie darin, junge Mädchen und Frauen zu Sozialarbeiterinnen auszubilden um ihnen so zu ermöglichen, als qualifizierte Fachkraft erwerbstätig zu sein. Sie gründete die Katholische Soziale Frauenschule Heidelberg 1911 und leitete sie 40 Jahre.
1931 erhält sie den päpstlichen Orden “Pro Ecclesia et Pontifice” und 1959 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. 1964 wird sie zur Ehrenbürgerin der Stadt Heidelberg ernannt.
2018 - Rückführung des Grabdenkmals auf das Grab von H. E. G. Paulus
1983 ist das Grabmal des Geheimen Kirchenrats und Ehrenbürgers der Stadt Heidelberg Heinrich Eberhard Gottlob Paulus (1761-1851) von seiner letzten Ruhestätte auf dem Heidelberger Bergfriedhof entfernt worden. Wegen Platzmangels hat man das Grabmal an den Wegesrand versetzt und die Grabstelle neu vergeben. Nun kennzeichnet das Grabdenkmal wieder seine letzte Ruhestätte. Die Rückversetzung wurde von der Firma Thomas Laudenklos ausgeführt, die uns auch bei der Finanzierung mit einer großzügigen Spende unterstützt hat. Mitarbeiter der Friedhofsverwaltung fassten die Grabstätte ein, haben sie bepflanzt und werden sich um die weitere Pflege kümmern. Über eine Pflegepatenschaft würde man sich sehr freuen.
Heinrich Eberhard Gottlob Paulus, in Leonberg als Sohn eines Pfarrers geboren, wurde als Kind vom Vater unterrichtet, besuchte später die Klosterschule, schloss 1784 in Tübingen das Studium der evangelischen Theologie ab und war als Lehrer tätig (1784-1787) bis ihm ein Reisestipendium Studien im In- u. benachbarten Ausland ermöglichte. Anschießend lehrte er an der Universität in Jena (1789-1803) und Würzburg (1803-1807) und war als Kreis- und Schulrat tätig (1807-1810). Paulus folgte 1811 einem Ruf nach Heidelberg als Professor für Kirchengeschichte u. Exegese. Bis 1833 hielt er Vorlesungen, pensioniert wurde er 1844, publiziert hat er bis zu seinem Tode – zuletzt durch Diktat vom Sterbebett aus. Die Ehrenbürgerschaft der Stadt Heidelberg wurde ihm 1839 zu seinem 50. Dienstjubiläum verliehen. Paulus war führend auf dem Gebiet des theologischen Rationalismus. “Denkgläubigkeit“ nannte er die verstandesmäßige Betrachtungsweise und Interpretation der Dinge, wie der Wunder in der Biblischen Geschichte. Verklärung lehnte er ab. Weggefährten in Heidelberg waren u. a. Johann Heinrich Voß (1751-1826) und Anton Friedrich Justus Thibaut (1772-1840).
Paulus wird am 12. August 1851 zu Grabe getragen, begleitet von „einem unübersehbaren Zug von Freunden und Verehrern aus allen Ständen und Klassen der Stadt und der Umgebung“. Er wird neben seiner Tochter Sophie von Schlegel (1791-1847) beigesetzt. Erhalten geblieben ist uns nur das, von Freunden gestiftete, Grabdenkmal von Heinrich Eberhard Gottlob Paulus.
2017 - Instandsetzung von 18 Grabdenkmalen a. d. Heidelberger Bergfriedhof
Man schreibt das Jahr 2017. Auf dem Heidelberger Bergfriedhof findet die turnusmäßige Überprüfung der Grabanlagen auf ihre „Verkehrssicherheit“ hin statt. Es wird festgestellt, dass bei 18 historischen Grabanlagen, die sich in städtischer Obhut befinden, die Standsicherheit der Grabmale nicht mehr gegeben ist. Daraufhin holt die Friedhofsverwaltung bei den ortsansässigen Steinmetzbetrieben Kostenvoranschläge über die Gesamtkosten für das Beheben der Mängel ein. Die Steinmetzfirma Rüdiger Ruby macht mit rund 8.300,— EUR das kostengünstigste Angebot und erhält den Auftrag. Die Finanzierung übernimmt der Verein. Die sehr großzügige Spende eines Heidelberger Unternehmens ermöglicht es.
Seit nunmehr zehn Jahren werden Grabanlagen, deren Nutzungsrecht abgelaufen ist und dieses nicht verlängert wird, hinsichtlich ihres “Erhaltenswertes” überprüft. Der Verein hatte seinerzeit diese Maßnahme initiiert und sie wird seither von der Friedhofsverwaltung unter Mitwirkung des Vereins durchgeführt. Mittlerweile wurden so rund 250 historische Grabanlagen nicht abgeräumt, sondern in die seit Mitte der 1980er Jahre von der Friedhofsverwaltung geführten Liste “Erhaltenswerte Grabstätten und Grabmale auf den Heidelberger Friedhöfen” mit aufgenommen. Den Mehraufwand an Pflege und eben auch die bauliche Instandhaltung nimmt die Friedhofsverwaltung dabei in Kauf.
Die Kostenübernahme soll zeigen, dass der Verein neben dem intensiven Werben für Grabpatenschaften auch für die Instandhaltung der Grabanlagen Mitverantwortung übernimmt. Zwei der instandgesetzten historischen Grabanlagen auf dem Heidelberger Bergfriedhof werden hier näher vorgestellt.
Im Dezember 1945 wird der Apotheker Heinrich Knoblauch in der Waldabteilung, 100 Höhenmeter oberhalb der „Urzelle“ des Friedhofs, auf einer einst zum Stadtwald gehörenden Geländeterrasse des ehemaligen Weinberges beigesetzt. Es war einer der letzten noch freien Grabplätze des am Hang angelegten Friedhofsteils. Heute werden hier viele Familiengrabstätten aufgelöst und die Grabplätze nicht wieder genutzt. Aus Gründen des Bildschutzes – natürliche Gegebenheiten sind eins mit den Grabanlagen und so das Besondere, Namengebende des Friedhofs – werden neben kunsthistorisch wertvollen Grabanlagen auch Grabanlagen schlichter Ausprägung erhalten.
Die Grabanlage aus der Frühzeit der Waldabteilung, mit einem Findling als Grabmal, wurde 2008 als „erhaltenswert“ eingestuft.
Professor Willy Lüttge (1882-1928) ist gestorben und wird in Litera V beigesetzt. Von 1922 bis zu seinem Tode lehrte er Theologie an der Universität Heidelberg. Der Bereich Litera V umschließt halbkreisförmig das Krematorium. Ab 1893 werden hier erstmals Grabstellen vergeben. Die uns erhalten gebliebenen Grabstätten sind Zeugen einer breit gefächerten Grabmalgestaltung aus früheren Zeiten mit all ihren Facetten. Besonders, seit auch weniger spektakuläre Grabanlagen berücksichtigt werden!
2009 wurde das Nutzungsrecht der, an einer Wegegabelung gelegenen, den Bereich prägenden, Grabanlage zurückgegeben und sie wurde als „erhaltenswert“ eingestuft.
2016 - Abschließende Arbeiten am Grabdenkmal a. d. Neuenheimer Friedhof
Das kunsthistorisch wertvolle Grabmal der Familie Schröder, wichtiger Zeitzeuge der Friedhofs- und Gemeindegeschichte Heidelberg-Neuenheims, war vom Zerfall bedroht. 2016 konnten die im Vorjahr begonnenen Erhaltungsmaßnahmen abgeschlossen werden. Die Arbeiten führte der Steinmetz- u. Bildhauermeister Sven Hoffmann durch. Die Gesamtkosten von rund 10.400,00 EUR teilten sich der Verein und die Friedhofsverwaltung der Stadt Heidelberg. Die Firma Sven Hoffmann hat den Verein wieder mit einer sehr großzügigen Spende unterstützt.
Da die Familie Schröder gläubige Protestanten waren, stellt das aus Sandstein gefertigte Grabdenkmal in der Vorderansicht vermutlich als Basis einen Altar dar, der Mittelteil mit den drei vertieft eingesetzten Schrifttafeln aus weißem Marmor erinnert an ein Triptychon, den Abschluss bildet ein, auf einem hohen Gebälk ruhender, rundbogiger Aufsatz mit Urne. Die aufwendige Architektur und die üppig verwendeten Schmuckelemente sind ein eindrucksvolles Beispiel, wie in der Zeit des Späthistorismus Formen und Symbole verschiedener Epochen frei miteinander kombiniert wurden. Aufgrund seiner Maße, 300 cm hoch, 210 cm breit und 60 cm tief, handelt es sich um ein Wandgrabmal, dass hier frei aufgestellt ist, da die hinter der Grabanlage verlaufende Friedhofsbegrenzung aus einer Heck besteht und nicht aus einer Mauer, in die das Grabmal hätte integriert werden können. Es trägt die Signatur „J. Bechtel“.
Beschreibung des Grabdenkmals und Restaurierungsbericht
Das Grabmal der Familie Schröder tritt schon aufgrund seiner Größe von 300 × 210 cm auf dem Neuenheimer Friedhof deutlich in Erscheinung und hat aufgrund seiner hellen Farbigkeit einen freundlichen Charakter. Es ist aus gelbem Sandstein gefertigt und mit Inschriftentafeln aus weißem Carrara-Marmor versehen, sodass sich ein harmonischer Zusammenklang von heimischem und edlem Material ergibt.
Der Gesamteindruck wird einerseits geprägt von einer strengen Gliederung und andererseits von der Leichtigkeit feiner Zierelemente. Einige der dekorativen Motive haben außer ihrer schmückenden Funktion auch einen symbolischen Gehalt. Das Grabmal ist vertikal durch Säulen und Pilaster in drei Teile gegliedert. Dieser Aufbau knüpft an mittelalterliche Flügelaltäre an. Auch horizontal begegnet uns eine Dreiteilung in Basis, Mittelteil und Gebälk. Auf diese Weise liegt dem Grabmal eine klare Gliederung zugrunde.
Im mittleren Bereich des Grabmals sind in allen drei Teilen marmorne Inschriftentafeln eingesetzt. Auf ihnen sind die Namen und Lebensdaten der Verstorbenen sowie biblische Textstellen in erhabener Schrift zu lesen.
Flankiert wird die mittlere Tafel auf der Umrahmung aus Sandstein von Gebinden aus Blättern und Früchten. Die Reliefs sind plastisch stark ausgearbeitet.
In den Gebinden sind u. a. Äpfel, Birnen, Weintrauben, Ähren und Mohnkapseln zu erkennen. Weintrauben und Ähren stehen für den Wein und das Brot beim Abendmahl und damit für das Blut und den Leib Christi. Die Mohnkapseln sind ein Symbol aus der Antike und verkörpern den ewigen Schlaf.
Neben den Gebinden befinden sich Säulen, die spiralförmig von Efeu umrankt sind. Auch der Efeu hat eine tiefere Bedeutung. Er versinnbildlicht als immergrüne Pflanze Unsterblichkeit und Treue. Die Kapitelle bilden den oberen Abschluss und zeigen eine freie Kombination aus Akanthusblättern, Voluten und kleinen Blüten.
Der mittlere Teil des Grabmals mit den Inschriftentafeln ruht auf einer Basis, die durch verzierte Pilaster in drei Teile gegliedert ist. Außen sind Rosetten zu sehen, in der Mitte ein Gebinde aus einem Eichen- und Lorbeerzweig sowie Blumen, zusammengehalten mit einer Schleife. Symbolisch verweisen der immergrüne Lorbeer und die Eiche auf die Unsterblichkeit. In der linken unteren Ecke ist die Signatur des Bildhauers angegeben: J. Bechtel. Der untere Bereich des Grabmals ist felsenartig gestaltet, um eine Naturverbundenheit zum Ausdruck zu bringen.
Über dem Mittelteil des Grabmals mit den Inschriftentafeln befindet sich der Architrav. Er ist durch Pilaster, auf denen ornamentierte Voluten aufgesetzt sind, in drei Flächen gegliedert. Außen sind Kränze als Pendant zu den Rosetten der Basis zu sehen. Die Kränze sind sinnbildlich ein Verweis auf den geschlossenen Lebenskreis. Die mittlere Fläche ist mit einem Feston geschmückt, einem durchhängenden Gebinde aus Laub und Blumen, dem durch flatternde Bänder Leichtigkeit verliehen wurde. In der Mitte tritt als Symbol der Liebe eine große Rosenblüte hervor.
Den Abschluss des Gebälks bildet ein segmentbogenförmiger, gesprengter Giebel, in dessen Zentrum eine florale Zierform zu erkennen ist. Bekrönt wird der Giebel von einer Urne als Zeichen der Vergänglichkeit des Lebens.
Foto: 2007
Restaurierungsbericht
Entfernung des Efeus
Zunächst wurde der Efeu mit Hilfe eines Spachtels und einer Bürste vom Grabmal mechanisch entfernt. An Stellen, wo kleine Haftwurzeln des Efeus in den Sandstein eingedrungen waren, erfolgte eine chemische Behandlung mit einer leichten Fungizidlösung. Nach einer Woche Wartezeit konnten die abgestorbenen Wurzelteile mit einer Messingbürste abgetragen und lose Partikel auf dem Sandstein in einem Niederdruckverfahren (mit einem leichten Niederdruckreiniger) abgespült werden.
Die Entfernung des Efeus wurde vorgenommen, um den Blick auf das Grabmal wieder freizugeben und eine weitere Beschädigung des Sandsteins durch den Efeu zu verhindern. Die immergrüne Pflanze dringt mit ihren kleinen Haftwurzeln in die Kapillaren des Steins ein und kann erhebliche Beschädigungen verursachen. Nach dem Entfernen des Efeus hat die Friedhofsverwaltung abgestorbene Äste der Bäume neben dem Grabmal entfernt, um weiteren Grünspan vom Denkmal fernzuhalten.
Ausbau der Urne und Anfertigung einer Kopie
Das Grabmal wurde eingerüstet und die Urne ausgebaut, da sich die Verankerung gelöst hatte. Der Stein war an der Basis der Urne durch Verwitterung so stark eingerissen, dass Unfallgefahr bestand. Weil die Schäden an der Urne weit fortgeschritten waren und eine Restaurierung nicht mehr möglich war, wurde eine Kopie angefertigt. Dabei hat man die Urne halbplastisch ausgearbeitet, um mehr Stabilität zu erreichen und der Urne weniger Angriffsfläche für eine Verwitterung zu geben.
Restaurierung der Profilierungen am Giebel
Da die Zierleisten am segmentförmigen Giebel sehr stark beschädigt waren, konnte die Sandsteinsubstanz nicht mehr erhalten bleiben. Die geschmückten Leisten wurden durch steingerechte Profilierungen aus widerstandsfähigem rötlichem Restaurierungsmörtel ersetzt. Für erhaltende Restaurierungsmaßnahmen, verbunden mit einer mineralisierenden Behandlung, wären weitere Gelder notwendig.
Restaurierung der Ornamentik
An der beschädigten Ornamentik wurden sich lösende Zierelemente schonend vom Hauptstein entfernt, um das Gefüge der Oberfläche zu stärken und benachbarte Stellen zu erhalten. Mit zusätzlichen Geldern sollte man eine Rissharzverpressung durchführen. Dabei werden Risse im Stein durch ein Injektionsverfahren mit Kunstharz geschlossen. Außerdem könnten desolate Zierelemente hinterspritzt und somit verklebt werden und mit aufbauenden Maßnahmen weiche Übergänge zu den noch erhaltenden Ornamenten geschaffen werden. Auch wäre es möglich, mit einer Lasur eine farbige Retusche vorzunehmen, die auch eine schützende Funktion hat.
Beschädigungen am Stein kommen meistens durch biologische, physikalische und chemische Verwitterung zustande. Bei diesem Prozess spielt der Wasserfluss des sauren Regens eine wesentliche Rolle. Im Regenwasser befinden sich saure Anteile, die das Bindemittel im gelben Sandstein stark angreifen. Außerdem sind Algen sehr nachteilig, weil sie in die Kapillaren des Steins eindringen und die Oberfläche des Sandsteins dauerbefeuchten, wodurch der Stein nie ganz trocknen kann. Der Stein sollte frei “atmen” können, d. h. Wasser aufnehmen und abgeben. Dann bleibt er „gesund“.
Text: Elisabeth Voigtländer u. Restaurator Sven Hoffmann
2015 - Instandsetzung des Grabdenkmals der Familie Schröder a. d. Neuenheimer Friedhof
Man schreibt das Jahr 1876 als der Neuenheimer Friedhof feierlich eingeweiht wird. Die Eingemeindung zu Heidelberg im Jahre 1891 führt dazu, dass der Stadtteil schnell wächst und die Häuser das Friedhofsgelände Anfang des 20. Jahrhunderts umschließen und der Gottesacker nicht mehr erweitert werden kann. Aufgrund der Platznot werden auch als Zeitzeugen wichtige Grabanlagen abgeräumt und gehen uns so für immer verloren. Ende des 20. Jahrhunderts entspannt sich die Lage wieder und nun wird eine Liste mit „erhaltenswerten Grabanlagen“ erstellt. In der Liste ist auch die letzte Ruhestätte der Familie Schröder, ehemalige Besitzer des Mönchhofs, aufgeführt und uns so erhalten geblieben. Das Grabdenkmal muss aber dringend instandgesetzt werden.
Der Restaurator Sven Hoffmann hat die Schäden in einem Maßnahmenkatalog erfasst und 2015 folgende, als sehr dringend eingestufte Arbeiten durchgeführt: Mechanische und chemische Entfernung des Efeus am Stein, Ausbau der mittlerweile losen Urne aus Sandstein (sie wird bis zur Restaurierung im Atelier gelagert), Hinterkleben der Schalenbildungen (damit der Sandstein nicht weiter reißt) und Verschließen der Risse am Stein. Bei der Finanzierung der Arbeiten hat uns die Steinmetzfirma Sven Hoffmann wieder mit einer sehr großzügigen Spende unterstützt!
2016 sollen die Sandsteinurne, die Basis, die Profilierungen und die Ornamentik restauriert werden. Wegen der finanziellen Dimension wird die Stadt Heidelberg einen Teil der Kosten übernehmen. Ein weiterer Teil soll über einen besonderen Spendenaufruf eingeworben werden.
- Grabstätte der Familie Schröder, Friedhof Neuenheim. Zustand der Grabanlage nach Entfernen des Efeus usw..
Johann Georg Schröder (1840-1902) und Anna Marie Schröder, geb. Pfisterer (1843-1901)
Johann Georg Schröder und seine Ehefrau Anna Marie kommen als Besitzer des Mönchhofs durch den Verkauf zugehöriger Äcker als Bauland zu Reichtum. Besonders nach der Eingemeindung Neuenheims nach Heidelberg ist die Nachfrage groß. Für das Anlegen des Neuenheimer Friedhofs im Langgewann verkauft das Ehepaar Schröder im Jahre 1874 das nötige Land an die Gemeinde. Auch das Land für die Friedhofserweiterung 1897 stammt von ihnen. 36 Ar haben sie der Gemeinde Heidelberg geschenkt. In der Chronik der Stadt Heidelberg des Jahres 1902 ist im Nachruf auf Johann Georg Schröder zu lesen:
„Landwirt Johann Georg Schröder, der Besitzer des Mönchhofs ist im öffentlichen Leben nie hervorgetreten, wenn er auch Mitglied des evangelischen Kirchengemeinderats in Neuenheim und Ehrenmitglied verschiedener Vereine gewesen ist; doch hat er sich durch wohltätige Stiftungen um seine Gemeinde verdient gemacht.“
2014 - Instandsetzung von drei Liegesteinen vom ehemaligen St. Annafriedhof
Der St.-Annafriedhof in der Plöck wird im 19. Jahrhundert aufgelassen und überbaut. Einige Grabzeichen werden gerettet. Heute haben sie auf dem Bergfriedhof an repräsentativer Stelle ihren neuen Platz: den großzügigen Freiflächen im Bereich des einstigen Haupteingangs. Das „Freilichtmuseum“ trägt den Namen Annaplatz.
Die ehemals auf dem St. Annafriedhof die Grabstätten von Gerhard Kiesendahl (?), Anna Hedwig Wilhelmine Reichsgräfin von Bothmer (1774-1837) und der Familien Luels/Pastoir bezeichnenden Liegesteine haben witterungsbedingt gelitten und wurden instandgesetzt. Die Moose wurden entfernt, eine Fungizidbehandlung durchgeführt und die Oberfläche im Niederdruckverfahren gereinigt. Anschließend wurden die Liegesteine imprägniert. Die fachmännische Ausführung der Arbeiten übernahm die Steinmetzfirma Sven Hoffmann, die uns bei der Finanzierung wieder mit einer großzügigen Spende unterstützt hat.
Eine weitere wichtige Maßnahme betraf die Trockenlegung der Liegesteine. In bewährter Zusammenarbeit haben Mitarbeiter der Friedhofsverwaltung diese Aufgabe übernommen.
2013 - Rückführung des Grabdenkmals auf das Grab von F. C. Schlosser
Der “Neue Friedhof an der Steige”, heute Heidelberger Bergfriedhof, wird 1844 seiner Bestimmung übergeben. Nach den Plänen des Gartendirektors Johann Metzger (1789-1852) ist eine Naturschönheit entstanden. Das hügelige Gelände am Fuße eines Weinberges ist, für die damalige Zeit ganz ungewöhnlich, als Landschaftsgarten gestaltet worden. Von verschlungenen Wegen eingefasst, füllen sich die Areale mit Grabreihen, die Grabzeichen sind vergänglich.
Direkt am Wegesrand entstehen großzügige Grabanlagen, die “Kaufgräber”. Die Plätze vor der Hecke, die das damalige Friedhofsgelände begrenzt, sind besonders begehrt. Entlang der südlichen Grenze werden um 1860 die ersten Grabstellen vergeben. Als Friedrich Christoph Schlosser, Historiker und Ehrenbürger der Stadt Heidelberg, 1861 stirbt, wird er hier beerdigt. Ein eindrucksvolles Grabdenkmal soll an ihn erinnern.
Wenige dieser letzten Ruhestätten aus der Anfangszeit des Gottesackers sind uns erhalten geblieben. Die meisten Anlagen, einst “auf ewig” erworben, wurden abgeräumt, denn es herrschte, trotz mehrmaligem Zukauf von Gelände, bis Mitte der 1990er Jahre Platzmangel.
Glücklicherweise bleiben einige der abgeräumten Grabdenkmale erhalten, darunter auch das von Friedrich Christoph Schlosser. Es wird 1982 mit weiteren Grabmalen am Rande von Litera H im Bereich des Anna-Platzes aufgestellt.
- Die letzte Ruhestätte von Friedrich Christoph Schlosser. Sie ist nun wieder gekennzeichnet durch Grabmal und Einfassung.
Platzmangel auf dem Heidelberger Bergfriedhof gehört heute der Vergangenheit an. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass das Grabmal Schlossers wieder seine letzte Ruhestätte in Litera C 37-38 kennzeichnet.
Schweres Gerät ist notwendig, um die mächtige, fast drei Meter hohe Stele zu versetzen. Ausgeführt werden die Arbeiten von der Steinmetzfirma Sven Hoffmann, die uns auch bei der Finanzierung mit einer großzügigen Spende unterstützt hat.
In bewährter Zusammenarbeit übernehmen nach der Versetzung des Grabdenkmals Mitarbeiter der Friedhofsverwaltung das Einfassen und das Bepflanzen der historischen Grabanlage.
Friedrich Christoph Schlosser (1776-1861), Professor der Geschichte und Bestsellerautor
F. C. Schlosser, am 17.11.1776 in Jever geboren, studiert in Göttingen Theologie, Klassische Philologie und Staatswissenschaften. 1817 wird Schlosser als Geschichtsprofessor an die Heidelberger Universität berufen, wird auch Direktor der Universitätsbibliothek. Seine Lehrtätigkeit übt Schlosser nachweislich bis 1852 aus. Dem Lehrkörper gehört er bis zu seinem Tode am 23.09.1861 an.
Besonders Schlossers Werke „Geschichte d. 18. Jhds. u. des 19. bis zum Sturz des franz. Kaiserreichs“ (7 Bde., 1836–48; 1. Fassung in 2 Bdn., 1823) und „Weltgeschichte für das deutsche Volk“ (19 Bde., 1844–57; 27 Auflagen) werden zu Bestsellern. Für Schlosser steht nicht die Quellenforschung im Vordergrund, er beurteilt subjektiv in seinen Schriften die geschichtlichen Ereignisse und Personen. Die durch seine Lebenserfahrung gewonnenen ethisch-moralischen Ansprüche sind dabei Richtschnur. So stellt er aus seiner Sicht die politischen und sozialen Missstände des Feudalsystems rücksichtslos dar, was in der Zeit des Vormärzes (1815-1848) von einem breiten Publikum begeistert aufgenommen wird.
Seine Ehe bleibt kinderlos. Seine Frau Louise stirbt 1862 und wird neben ihm beigesetzt.
Die Stadt Heidelberg ehrt ihren populären Geschichtsschreiber 1852 mit der Ehrenbürgerschaft.
2012 - Instandsetzung des Grabdenkmals von A. F. J. Thibaut
Wie schon im vergangenen Jahr, geht es auch 2012 um die Grabanlage von Anton Friedrich Justus Thibaut (Litera D 350-351). In bewährter Teamarbeit kann die Rekonstruktion der letzten (authentischen!) Ruhestätte Thibauts zum Abschluss gebracht werden.
VIA MONUMENTUM e.V. hat die dringend notwendige Instandsetzung des Grabmals in Auftrag gegeben, Herrn Girmann (Bildhauerwerkstatt Design in Stein) führte die Arbeiten aus und die Friedhofsverwaltung der Stadt Heidelberg übernahm das Einfassen der Grabanlage und das Bepflanzen der Grabfläche.
Die später am Sockel des Grabmals angebrachte Inschrifttafel aus weißem Marmor wurde nicht entfernt, da sich die Originalbeschriftung im Grabstein sehr wahrscheinlich nicht erhalten hat. So zeigt uns nur das Foto in einem Buch von 1929, wie das Grabmal einst ausgesehen hat (Ernst Mushake, Die Friedhöfe in Heidelberg, Abb. S. IV). Dies ist ein Beispiel dafür, wie wichtig bei der Denkmalpflege die Überlieferung durch Fotodokumentation ist – besonders da, wo sich der “Zahn der Zeit” nicht gänzlich aufhalten lässt.
Für die wiederhergestellte Grabanlage von Anton Friedrich Justus Thibaut ist die Friedhofsverwaltung der Stadt Heidelberg verantwortlich – Pflege und Instandhaltung übernehmen die städtischen Mitarbeiter.
2011 - Rückführung des Grabdenkmals auf das Grab von A. F. J. Thibaut
Die letzte Ruhestätte von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens müssen als Orte der Erinnerung erhalten bleiben und gepflegt werden. Deshalb hat der Verein VIA MONUMENTUM e.V. im Jahr 2011 einem Grabmal seine ursprüngliche Funktion wiedergegeben. Hier die ganze Geschichte:
Die letzte Ruhestätte von Anton Friedrich Justus Thibaut (1772-1840) – ein Beispiel der Rückbesinnung auf eine wichtige Art der Wertschätzung
Im November 1875 werden die Gebeine des 1840 verstorbenen Rechtsgelehrten, Musikers und Ehrenbürgers der Stadt Heidelberg, Anton Friedrich Justus Thibaut vom vor Jahren geschlossenen Heidelberger St.-Annafriedhof auf den Bergfriedhof umgebettet, er erhält im Bereich des “Professorenwegs” endgültig seine letzte Ruhestätte (Litera D 350-351). 1961 wird das Nutzungsrecht nicht verlängert und deshalb die Grabstelle neu vergeben.
Das Grabmal Thibauts wird am Rande von Litera L aufgestellt, die Original-Inschrift ist jetzt durch eine neu angebrachte Marmortafel verdeckt. Ein zweites, ähnlich gestaltetes Grabmal für seinen Sohn Carl Ernst (1807-1881) und seinen Enkel Ernst Friedrich (1850-1886), wurde nicht erhalten. Ende der 80erJahre versetzt man das Grabmal erneut, es wird am Wegesrand in der Nähe der Ruhestätte Thibauts einbetoniert.
- Thibauts Grabmal, ein gesockeltes Kreuz aus Sandstein, an seinem neuen alten Platz. Daneben sieht man die Grabanlage von Johann Heinrich Voß (1751-1826, Dichter u. Übersetzer). Auch seine Gebeine werden 1875 auf den Bergfriedhof umgebettet.
Einzig Bodendecker zieren 2011 die letzte Ruhestätte Thibauts und so wird im Oktober vom Verein die Versetzung des Grabmals auf seinen ursprünglichen Platz in Auftrag gegeben. Nach einem halben Jahrhundert wird das Denkmal endlich wieder zum Grabzeichen. Dank der guten Zusammenarbeit mit der Stadt Heidelberg wird im Frühjahr 2012 durch Mitarbeiter der Friedhofsverwaltung die Grabanlage eingefasst und bepflanzt. Sie steht nun unter städtischer Obhut.
Wenn wir das Grab Thibauts erhalten und pflegen, zeigen wir unsere Wertschätzung auf besondere Weise, können auf diesem Wege sein Wirken in ehrendem Gedenken bewahren und jederzeit seine letzte Ruhestätte besuchen. Der Historiker Herbert Derwein (1891-1963) schrieb*: ““Ewig“ und “immer“ sind in der Geschichte des Friedhofswesens Worte, bei denen schon die nächste Generation oft schmerzlich über das Zeitpathos der vorhergehenden lächelt!“ Dem müssen wir entgegenwirken.
*Vom Heidelberger Begräbniswesen in früherer Zeit, in: Kurpfälzer Jahrbuch 1930, S. 54-68 ;
Anton Friedrich Justus Thibaut (1772-1840), Rechtsgelehrter und Musiker
Thibaut studiert Rechtswissenschaften u. Philosophie. Nach Professuren in Kiel und Jena (hier lernt er Goethe, Schiller und J. H. Voß kennen) lehrt Thibaut ab 1805 als o. Professor an der Juristischen Fakultät in Heidelberg Zivil- und Kriminalrecht sowie Römische Rechtsgeschichte. Thibaut ist einer der bedeutendsten deutschen Juristen seiner Zeit. Von seinen zahlreichen Veröffentlichungen erfährt sein Hauptwerk “System des Pandekten-Rechts, Jena 1803, 2 Bd.” 9 Auflagen.
Auch auf dem Gebiet der Musik erwirbt sich Thibaut große Verdienste. Seine Chorproben, in denen alte Kirchenmusik gepflegt wird, sind legendär und seine Schrift “Über Reinheit der Tonkunst” liefert einen wichtigen Beitrag zur zeitgenössischen Diskussion (letzte Auflage als Taschenbuch 2010). Zu seinen Freunden zählen Schuhmann und Mendelssohn-Bartholdy.
Rufe anderer Universitäten lehnt Thibaut stets ab, er bleibt bis zu seinem Tod am 28. März 1840 Heidelberg treu. Die Heidelberger dankten es ihm 1829 mit der Ehrenbürgerschaft.
2010 - Instandsetzung des Grabdenkmals der Künstlerfamilie Schäfer
In Zusammenarbeit mit der Friedhofsverwaltung wird 2010 das Grabdenkmal des Künstlerehepaars Carl und Apollonia Schäfer instandgesetzt (Carl Schäfer 1870-1946, Apollonia Schäfer 1872-1961). Bergfriedhof, Litera K 638-640
Das Grabdenkmal aus Sandstein wurde jahrelang stark durchfeuchtet, weil es den dahinter liegenden Hang vor dem Abrutschen sicherte. Deshalb setzten Mitarbeiter des Landschafts- und Forstamtes der Stadt Heidelberg eine Trockenmauer, die sich vortrefflich in die Umgebung einfügt und der Verein gab anschließend die Instandsetzung des Grabdenkmals in Auftrag.
Die vor Jahren entfernte Grabeinfassung wurde nicht wieder angelegt, das Grabmal hat so viel Raum auf dem von weitem sichtbaren Platz und kann auch von ganz nah betrachtet werden.
Besonders die symbolisch dargestellten Kontinente Nordamerika, Europa, Asien und Afrika sind bemerkenswert, sie erzählen von den Tourneen des Künstlerpaars Carl und Apollonia Schäfer, mit der weltweit erfolgreichen “Schäfers-Künstlertruppe-Liliput”. Die Quellen zu Carl Schäfer als Impresario stellen sich etwas widersprüchlich dar, hier werden wir weiter forschen um die ganze Geschichte erzählen zu können. In das Grabmal ist folgender Spruch eingehauen:
“Beendet die Reise im Erdenkreise, ruh'n wir hier aus – endlich zuhaus!”
Das Grabdenkmal schuf der Heidelberger Bildhauer und Restaurator Hans Fries (1872-1955). Seine Grabstätte befindet sich auch auf dem Bergfriedhof (Litera Q 1-3).
2009 - Instandsetzung des Grabdenkmals des Astronomen F. F. E. Brünnow
Das Jahr 2009 wurde, in Erinnerung an den 400. Jahrestag der ersten Himmelsbeobachtungen durch ein Galileisches Fernrohr, von der UN zum “Internationalen Jahr der Astronomie” erklärt. Die Erforschung des Universums ist ein wichtiges Kulturerbe der Menschheit und liefert uns bis heute immer wieder neue Erkenntnisse über das Weltall. Neben dem berühmten Astronomen Max Wolf haben auf dem Heidelberger Bergfriedhof weitere Persönlichkeiten ihre letzte Ruhe gefunden, die sich die Erforschung des Himmels zur Aufgabe gemacht haben.
VIA MONUMENTUM e. V. hat das Gedenkjahr zum Anlass genommen, dringend notwendige Instandsetzungsarbeiten am Grabmal des Astronomen Franz Friedrich Ernst Brünnow (1821-1891) in Auftrag zu geben. Weil das Nutzungsrecht 1932 nicht verlängert wurde, löste man die 8-stellige Grabanlage auf, das Grabmal ließ man an seinem Platz stehen. (Litera O / hinter 12a, früher bez. der Grabanlage: O 184-187 und O 198-201).
Franz Friedrich Ernst Brünnow (1821-1891), Astronom und Professor am Trinity College in Dublin
Franz Friedrich Ernst Brünnow wird am 18. November 1821 in Berlin geboren. Er studiert in Berlin Physik, Mathematik und Astronomie. Nach seiner Promotion 1843 arbeitet er als Assistent bei Johann Encke an der Berliner Sternwarte. 1847 übernimmt er die Leitung der Privatsternwarte Bilk bei Düsseldorf und kehrt 1851 als Erster Observator an die Berliner Sternwarte zurück.
1854-1863 wirkt Brünnow in den USA, so ist er Direktor der Sternwarte in Ann Arbor. Zurück in Europa erhält Brünnow 1866 den Titel “Astronomer Royal for Ireland” und übernimmt die Leitung der Sternwarte Dunsink, 8 Kilometer außerhalb des Stadtkerns von Dublin gelegen. Damals gehörte das Observatorium noch zum Trinity College, wo er als Professor lehrte.
1874 tritt Brünnow wegen nachlassender Sehschärfe in den Ruhestand und verbringt, nach einem Aufenthalt in der Schweiz, seinen Lebensabend bis zu seinem Tod am 20. August 1891 bei seinem Sohn in Heidelberg.
Brünnow verfasste zahlreiche Arbeiten über Kometen, kleine Planeten und Fixsternparallaxen. Von der Fachwelt ganz besonders geschätzt wird sein Lehrbuch der sphärischen Astronomie, das in zahlreichen Neuauflagen u. Übersetzungen erschienen ist (Erstausgabe 1851).
Das über 3 Meter hohe Grabmal aus weißem Marmor entwarf u. schuf der akademische Bildhauer Georg Hess*. Detailansicht: Portraitmedaillon, Instrumente zur Himmelsbeobachtung umfangen von Eichen und Lorbeerzweigen.
*Angaben zu Georg Hess haben wir von der Familie Laubert erhalten, der Bildhauer Karl J. Laubert ist ein Nachfahre von Hess.
2008 - Instandsetzung des Grabdenkmals des Chemikers Theodor Curtius
2008 hat der Verein die Instandsetzung des Grabmal von Theodor Curtius (1857-1928) in Auftrag gegeben. Das Richten der Grabeinfassung und die Neubepflanzung hat die Friedhofsverwaltung übernommen. Die letzte Ruhestätte von Curtius befindet sich auf einer der Terrassen in der Waldabteilung. Die hier entlang des Wegesrands gelegenen Gräber bedürfen des besonderen Schutzes – auch die Grabanlagen weniger prominenter Personen. Nur durch den Erhalt und die Pflege der hier entstandenen und mittlerweile historischen Grabanlagen können wir das außergewöhnliche “Friedhofsbild” der damaligen Zeit dokumentieren und nachempfinden. Fotos helfen da weniger.
Theodor Curtius gilt als letzter Schüler von R. W. Bunsen. Als Nachfolger von Victor Meyers, ist er 28 Jahre lang Direktor am Chemischen Institut der Universität Heidelberg (1898-1926) und zählt zu den bedeutendsten Forschern der präparativen organischen Chemie. Nach Curtius sind zwei chemische Verfahren benannt, die er entwickelt hat.
Das Grabmal schuf der Bildhauer Heinrich Boppel (1867-1944), das Bronzerelief mit dem Portrait von Curtius der akademische Bildhauer Hermann Volz (1867-1941).
Mehr zu Theodor Curtius: Universität Kiel, Deutsche Biographie, Verzeichnis des Nachlasses, Altes Chemisches Universitätslaboratorium Heidelberg
Blick in die Projekt-Zukunft: Eine besondere Friedhofsanlage braucht eine besondere Orientierungshilfe für die Besucher
Die Situation
Der Bergfriedhof mit seinen verschlungenen Pfaden macht es Angehörigen und Freunden von Verstorbenen schwer, die Grabstelle wiederzufinden. Ein Kreuzchen auf einem der zur Zeit zur Verfügung stehenden Friedhofsplänen macht die Suche nicht selten zu einem Unterfangen, das mit Tränen und Wut ob der langen und “ergebnislosen Sucherei” endet. Die schwere, mit Blumen bepflanzte, Grabschale wandert dann wieder ins Auto und wird mit nachhause genommen. Die freundlichen Mitarbeiter der Friedhofsverwaltung, die das Kreuzchen auf dem Faltblatt gemacht haben, will man kein zweites (oder drittes) Mal fragen.
Service am Kunden
Auf dem Heidelberger Bergfriedhof werden größere Kreuzungsbereiche jeweils mit einer Zahl gekennzeichnet. Diese Zahlen finden sich dann an entsprechender Stelle auf dem Friedhofsplan (Faltblatt) wieder. So ist es möglich, bei einem Gang über den Friedhof seinen jeweiligen Standort zu überprüfen. Überraschungen beim Vergleich der Zahl am Kreuzungsbereich mit der Zahl auf dem Plan – wo man sich vermeintlich gerade befindet – sind bei den topografischen Gegebenheiten des Heidelberger Bergfriedhofs garantiert! Letztlich kann man sich aber gut von Zahl zu Zahl seinem Ziel nähern und dabei “Irrwege” korrigieren.
Sponsoren gesucht
Der Verein sucht derzeit nach Sponsoren, die die Kosten für das Projekt übernehmen. Es müssen dezente Hinweisschildchen mit den Zahlen angefertigt und an die Kreuzungsbereiche gesetzt werden sowie ein entsprechender Plan, mit den Zahlen der Kreuzungsbereiche versehen, erstellt und als Faltblatt gedruckt werden.